„Bei der Beschreibung der wichtigsten Eigenschaften zeit- und erlebnisorientierter Kulturen wurde sicher deutlich, dass in der Begegnung dieser beiden Werte ein erhebliches Konfliktpotenzial vorhanden ist. Ich habe versucht noch etwas anderes hervorzuheben, was aber angesichts der Unterschiede leicht unterzugehen droht: In beiden Fällen spielt höfliches Verhalten eine wichtige Rolle! Nur, was jeweils als höflich empfunden wird, basiert auf unterschiedlichen Prioritäten. Eine Konsequenz davon ist, dass das Verhalten des anderen in der interkulturellen Begegnung falsch interpretiert werden kann.
- In zeitorientierten Kulturen hat die Person, mit der man verabredet ist, Priorität. Es wäre unhöflich, sie warten zu lassen. Ist man gerade im Gespräch mit jemandem, dann hat diese Person Verständnis dafür, dass man das laufende Gespräch ggf. abbrechen muss, um rechtzeitig zu einer Verabredung zu kommen.
- In erlebnisorientierten Kulturen hat die Person, mit der man gerade redet, Priorität. Es wäre unhöflich, das Gespräch vorzeitig abzubrechen. Kommt man zu spät zu einer Verabredung, dann hat die andere Person Verständnis dafür, weil man ja noch im Gespräch mit jemandem war.“
Jürgen H. Schmidt: Basics interkultureller Kommunikation, S.58f