Inhalt
Vorwort
1. Wie alles begann…
2. Erste Begegnungen
3. Bei den Candoshi
4. Okama
5. Paohyan
6. Bei den Quechua vom

     Pastaza-Fluss
7. Die Caquinte
8. Moisés
9. Josué
10. Quitepampani
11. Indianer im Umbruch
12. Weitere Entwicklungen

seit 2007

 

Leseprobe

 

Vorwort

Seit dem Erscheinen der ersten Auflage von „Begegnungen in Peru“ im Mai 2007 sind inzwischen acht Jahre vergangen. Obwohl ich seit 2006 meinen festen Wohnsitz wieder in Deutschland habe, war ich zwischenzeitlich fast jedes Jahr einmal im peruanischen Urwald – derzeit bereite ich meine neunte Reise vor. Dabei hatte ich viele weitere „Begegnungen in Peru“ – mit Menschen aus den verschiedensten Volksgruppen, die allesamt einmalig, spannend und interessant waren. Bei jeder Reise gab es wieder Neues zu entdecken, mit den damit verbundenen Möglichkeiten den persönlichen Horizont zu erweitern und dazu zu lernen.

Das Land Peru begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Die Fläche von Peru ist ungefähr 3,6-mal so groß wie die der Bundesrepublik Deutschland, das Land hat aber nur ca. 30 Mio. Einwohner. Peru hat ca. 3.000 km Küste, über 6.000 m hohe Berge (der Huascarán ist mit 6.768 m der höchste Berg Perus) und die größte tropische Gebirgskette der Welt. In den peruanischen Anden liegt auch der Ursprung des Amazonas, des zweitlängsten Flusses der Erde. Etwa 60% der Fläche von Peru gehören zum Urwaldgebiet (was manchen überraschen mag). Normalerweise wird das Land vereinfacht in drei Zonen eingeteilt: Küste, Bergland und Urwald. In Wirklichkeit ist es aber viel komplexer: 84 der 117 Öko-Zonen der Erde und 28 der 32 Klimazonen der Erde sind in Peru zu finden. Peru ist ein Land der Superlative – nicht nur in seiner geografischen, sondern auch in seiner ethnischen Vielfalt. Dabei ist es gar nicht so einfach, diese Vielfalt der Volksgruppen genau festzulegen, denn je nach Quelle stößt man dabei auf unterschiedliche Zahlen. Gemäß Ethnologue gab es in (ganz) Peru einmal 105 Sprachen, von denen 94 angeblich noch gesprochen werden. Nach anderen Quellen gibt es im Urwaldgebiet um die 70 Ethnien, die 13 verschiedenen Sprachfamilien angehören. Nach meinen Kenntnissen gibt es in ganz Peru derzeit über 70 Sprachen, die noch gesprochen werden, etwa 50 davon von den Ethnien im Urwald (das Buch „People of Peru“ weist darauf hin, dass es u.a. 26 Varianten der Quechua-Sprache im Bergland und im Urwald gibt). Die Gesamtbevölkerung dieser ca. 50 Ethnien im Urwald beträgt schätzungsweise 350.000 – 400.000 Menschen, d.h., sie machen nur etwa 1,2 – 1,4% der Gesamtbevölkerung aus.

Von diesen Menschen, die in Peru größtenteils leider immer noch eine Randgruppe bilden, handelt dieses Buch. Die meisten Erlebnisse, die ich hier beschreibe, fanden in den Jahren 1998 bis 2005 statt. Während dieser Jahre konnte ich schon viele Veränderungen in der Lebensweise dieser Menschen in den Urwalddörfern beobachten. Es war mir klar, dass die Zeit nicht stillstehen würde. – Doch dass es so schnell vor sich gehen würde, hat mich doch sehr überrascht.

Angeregt durch die weiteren Begegnungen und Erlebnisse während meinen Perureisen in den vergangenen Jahren kam mir im Jahr 2013 der Gedanke, eine erweiterte Neuauflage dieses Buches zu wagen. Diese 5. Auflage entspricht im Wesentlichen der Auflage von 2013, enthält aber einzelne Korrekturen.

Mein Anliegen ist es, den Leserinnen und Lesern dieses Buches einen kleinen Einblick in die uns so fremde Welt der Urwaldindianer und ihre Kultur zu geben, sowie auf ihre immer schwieriger werdende Situation hinzuweisen. Und falls sich Ihnen die Gelegenheit bietet, die Indianer im Amazonasgebiet zu unterstützen, dann möchte ich Sie dazu ermutigen, dies einfach zu tun!

Hardt, im Juli 2015                            Jürgen H. Schmidt